Appalachian Trail
4.7. – 7.7. Hamburg bis Delaware
Die Füße qualmen und werden uns dieses Abenteuer vermutlich lange nicht verzeihen. Aber die neuen Schuhe bestehen ihre Bewährungsprobe, denn sie dämpfen den Weg, der von morgens bis abends nur noch aus spitzen Steinen besteht. Natürlich regnet es nun nicht mehr.
Was wiederum zum nächsten Problem führt: zu den kleinen schwarzen Fliegen haben sich nun Moskitos gesellt. Diese halten sich leider nicht nur in Kopf nähe auf wie die kleinen schwarzen Plagegeister, sondern zeigen sich erbarmungslos angriffslustig auf alle Hautstellen. Das macht nicht nur mental fertig, es kostet auch noch unglaublich Zeit, die Biester in Massen zu erschlagen. So langsam verstehen wir den ein oder anderen Hikerkollegen, der bei 33 Grad und 95% Luftfeuchtigkeit, in langer Kleidung, tropfnass und verschwitzt, rumläuft. Wir stellen fest, dass es auch noch zwei verschiedene Sorten gibt. Die einen sterben normal, die anderen scheinen regelrecht zu platzen! Dabei hinterlassen sie blutige Pfützen auf Kleidung und Körper, was wirklich eklig ist. Auch scheinen auf jede tote Mücke fünf zur Beerdigung zu kommen.
Das alles zusammen: das anstrengende Gelände, die Mücken, die Moskitos, die Hitze, die hohe Luftfeuchtigkeit und einer Etappe mit fast 30 Meilen bei der wir nur eine vernünftige Wasserquelle in Reichweite hatten (weswegen wir viel mehr Wasser tragen mussten als normal), sorgten in den letzten Tagen für Zusatzherausforderungen!
Der gestrige Tag fing allerdings – nach einem kurzen Abstieg – schon mit einer grandiosen Kletterpartie, voll nach unserem Geschmack, an. Knapp 1000 Fuß ging es an einer Felswand hinauf und anschließend über grobes Geröll und Felsen, einen Ziehweg entlang, auf ein Hochplateau. Dieses wird gerade wieder aufgeforstet und war dementsprechend ziemlich verwildert. Das war aber auch schon das Highlight des Tages. An zwei Parkplätzen, hatten nette Menschen Wasserkanister deponiert, um verdurstenden Hikern das Leben zu erleichtern! Wie kann man dafür nur Danke sagen!? Das Wasser war nötig! 16,7 Meilen lagen zwischen Startshelter und dem Nächsten und es gab wirklich sonst kein Wasser (bei 33 Grad!). Mehr als 3 Liter pro Kopf können wir einfach nicht tragen. Trotz dieser netten Hilfe mussten wir an diesem Tag nach 25 Meilen aufgegeben. Okay – vielleicht waren wir vom Vortag noch ein bisschen müde aber an diesem Tag haben wir das erste Mal unser geplantes Ziel nicht erreicht.
Alles in allem sind wir nun froh, morgen früh Pennsylvania den Rücken zu kehren. Wir haben aber auch schon gehört, dass New Jersey nicht fußschonender sein soll. Egal, Hauptsache raus hier! Wir haben noch unter 900 Meilen zu gehen – irgendwann muss es ja wieder besser werden, spätestens in Maine!