Alle paar Jahre zieht es uns zum Bootfahren auf die Insel und den Shannon-Erne-Waterway. Die Freiheit, an einsamen Anlegern und vielen Inseln mit Ruinen anlegen zu können, wie man möchte, dazu die Entschleunigung der langsamen Fahrt durch den endlosen Kanal, führen dazu, dass man sich sofort fühlt, als hätte man schon seit Wochen Urlaub.
Ein normaler PKW Führerschein genügt als Nachweis und nach einer einstündigen Einweisung bekommt man die Schlüssel zu seinem Hausboot. Schon kann es in den entspannten Urlaub gehen.
Bis 2018 starteten wir meist von der Aghinver Boat Company aus, die sich, hinter ein paar Inseln versteckt, am Rand des Lower Lough Erne befindet (leider hat JP alle Mietboote 2022 verkauft).
Über den Lower Lough Erne shippert man am Besten bei ruhigem Seegang, der kann allerdings auch schnell wechseln. Ansonsten hält man sich, wenn man nicht seetauglich ist, eher am Rand des Sees und versucht hinter den Inseln zu bleiben, um in den Lough Erne zu gelangen. Im Fluss muss man sich, was das Wetter angeht, kaum Gedanken machen.
Unsere Fahrtroute war eigentlich jedes Mal die Gleiche, wurde bisher aber noch nicht langweilig.
Von Norden nach Süden oder Oben nach Unten in zwei Wochen, sind hier unsere Hauptstationen:
Castle Caldwell – Hier sind die Ruinen eines alten Schlosses von 1619 zu finden, welches Ende des 19. Jahrhunderts aufgegeben wurde. Ein ebener 4 Kilometer Rundweg führt zum kaum noch erkennbaren Schloss. Durch dorniges Gebüsch kann man sich zeitweise in die Ruinen hinein kämpfen und mit viel Glück oder Pech den Geist von Dennis McCabe antreffen.
Magho – Die Klippen sieht man fast über den ganzen Lough Erne und sind nur bei ganz ruhiger See zu erreichen, da man sonst nicht am Anleger festmachen kann. Über einen treppenreichen Waldweg geht es 300 Höhenmeter hinauf zum Aussichtspunkt.
Castle Archdale – Ruhiger Anleger mit sehr ordentlichen Grillstellen. Vom Anleger links weg kommt man, einen kurzen Waldspaziergang später, zum Old Castle Archdale. Rechts nach dem Anleger geht es auf einem schönen längeren Waldweg zum neueren Castle Archdale. Die Parkanlage lädt zu einem schönen Spaziergang ein, ansonsten kann man hier ein interessantes Museum besuchen.
White Island – eine kleine, unscheinbare Kuhweide mit Ruinen, einer Kirche und Figuren die vermutlich aus der Zeit um 800 stammen.
Tully Castle – Über einen schmalen Weg kommt man zu diesen schön gelegenen Ruinen von 1613.
Devenish Island – An dieser kleinen Insel gibt es zwei Anleger und es findet sich meistens ein ruhiger Platz für die Nacht. Auf der Insel befinden sich die Ruinen einer Kirche, Reste eines Friedhofs, ein großer Rundturm und ein altes Farmhaus. Die Insel war zwischen dem 6ten und 16ten Jahrhundert bewohnt. Im Turm versteckten die Mönche Schätze, Bücher und zeitweise auch Menschen oder sie riefen von hier aus einfach nur zum Gebet.
Enniskillen – Das Einkaufszentrum hat hier einen eigenen großen Bootsanleger und ist damit der wichtigste Halt. Von hieraus kann man einen schönen Stadtbummel machen, Essen gehen, Kirchen anschauen und ein richtig gutes Museum in einem alten Schloss besichtigen.
Naan Island – unsere Lieblingsinsel. Ruhig, schöne Grillstelle am Anleger, zwei Ruinen und viiiele Zecken.
Trial Bay – Ein ruhiger Anleger von dem aus man einen kurzen Spaziergang zu Kletterbäumen und einer alten Kirche mit Friedhof machen kann.
Crom Old Castle – Schon auf dem Weg zum Anleger fährt man an der ersten Ruineninsel und dem Crichton Tower aus dem Jahr 1848 vorbei. Das Visitor Center befindet sich direkt am Anleger und beinhaltet ein kleines Cafe und ein Museum. Die Rundtour über das Gelände führt einen zuerst zu den Ruinen des alten Crom Castle von 1610, mit wunderschönem Baumbestand. Die hiesigen Eiben sind die ältesten Irlands. Auf dem Weg zum alten Bootshaus erhascht man immer wieder einen Blick auf das neue, noch bewohnte Crom Castle. Vom Bootshaus kann man über eine Brücke einen Abstecher zum Farmgelände (bei unserem letzten Besuch war der Garten im Wiederaufbau) und dem ehemaligen Anleger machen. Wieder zurück geht es am alten Sommerhaus vorbei, zu den Stallungen, dem Torf- und Eishaus zur Einfahrt des neuen Schlosses. Durch die Parkanlage oder auf schmalerem Pfad am Wildtiergehege vorbei geht es zurück zum Bootsanleger.
16 Schleusen – Hier wird selbst geschleust! Die ganzen öffentlichen Einrichtungen wie Toiletten, Duschen und das Selbstschleusen kosten Punkte, die von einer Karte abgebucht werden. Schleusen kostet einen Punkt, Toiletten und Duschen mehr. Dies ist immer an den Einrichtungen ausgeschrieben für die, die es nutzen wollen. Die Karten kann man beim Mieten des Bootes oder später vor der ersten und nach der letzten Schleuse kaufen.
Beim Schleusen muss immer einer aussteigen und das Steuerpult bedienen, während der Rest der Besatzung das Boot in die Schleuse fährt und während dem Vorgang das Boot in der Schleuse hält. Der Schleusenvorgang beinhaltet alles vom Tore öffnen/schließen, Boot mit Seilen in der Mitte halten bis zum Wasser ein- oder ablassen. Alle Schleusen an einem Tag zu machen ist theoretisch möglich, aber sehr stressig, denn bei Gegenverkehr muss man auch mal warten und nicht immer spielt die Mechanik mit, dann kann man auch mal einige Stunden warten bis einem weiter geholfen wird ;-).
Keshcarrigan – Ein schöner Anleger zwischen Schleuse 8 und 9, ein Pub und ein Ausflug auf den Sheepback sind alles was man hier findet.
Lough Key – Eine kleine vorgelagerte Insel mit Ruine, die man leider nicht betreten darf und wunderschöne Spaziergänge durch eine Parkanlage. Ein meist voller Anleger, der sich aber lohnt, ein Besucherzentrum und ein Baumwipfelpfad.
Carrick-On-Shannon – Großer Anleger direkt an der Stadt. Souveniershop, Essen gehen, ein paar Kirchen und zum Supermarkt muss man leider etwas weiter laufen.
Jamestown-Drumsna – Man kann sowohl im einen als auch im anderen Ort für die Nacht anhalten und zu Fuss zum anderen laufen. Ansonsten gibt es von Drumsna aus einen Historical Trail Loop, der einen in ca 1,5h durch die Gegend führt.
Tarmonbarry-Camlin River – Die Tarmonberry Bridge ist ein Glücksspiel und sollte auf gar keinen Fall zur Mittagszeit angesteuert werden, denn dann wird sie ganz sicher nicht nach oben gefahren, ansonsten steht man halt und macht auch Mittag :-).
Die große Schleuse danach wird professionell bedient und kostet extra. Und da sich hier meistens für uns nach einer knappen Woche der Rückweg ankündigt, steuern wir die Camlin River Schleuse und den anschließenden super schmalen Fluss an. Die Camlin River Schleuse wird von jungen Männern bedient, denn sie muss mit Muskelpower geöffnet und geschlossen werden (manchmal darf man auch selber mit schieben). Im anschließenden Kanal haben wir keine Ahnung, was man bei Gegenverkehr machen soll aber bisher ging es immer gut!
und wieder zurück 🙂