Es sollte mal wieder ein Trail sein, die Füße zappelten immer noch und die Freiheit fehlte uns. Da wir nur vier Wochen Urlaub nehmen wollten/konnten entschieden wir uns für den South West Coast Path (SWCP). Ein paar Tagesausflüge hatten wir hier schon in einem anderen Urlaub 2014 gemacht und das hatte wirklich Spaß gemacht.
Der gesamte SWCP führt auf gut 1.000 Kilometern, wildromantisch immer der Südwestküste Englands entlang. Übernachten kann man auf Campingplätzen und in B&B`s, einkaufen entlang der vielen kleinen Ortschaften… Wir wollten von Süden nach Norden gehen, so ist man es ja gewohnt 😉.
So viel zur Theorie. Rucksäcke gepackt und los. Vom Flughafen London, ging es Ende August mit dem Bus bis zum südlichen Startpunkt bei Poole. Den geplanten Bus verpassen wir weil Marios Rucksack das letzte Gepäckstück vom Band war und so kamen wir erst um 19:00 Uhr bei typisch grauem Regenwetter am Startpunkt an. Wir latschten den nassen Strand entlang und hinauf auf die ersten Klippen. Im stockdunkeln hielten wir eine Meile vor unserem Tagesziel, jetzt hätten wir auch keinen Platz mehr auf dem Campingplatz bekommen und schlugen in einer kleinen Senke unser Zelt auf. Zum Glück hatte diese einen Ablauf, denn es goss die ganze Nacht in Strömen.
Am nächsten Morgen legte der Regen nochmal einen Zahn zu und so watschelten wir im Morgengrauen in den Ort hinunter um eine Gaskartusche zu kaufen. Nach 3,5 Kilometer Umweg zu einer Tankstelle wurden wir endlich fündig und waren um 7:30 Uhr wieder auf dem SWCP unterwegs. Über grüne Wiesen immer der Küste entlang, fanden wir etwas später ehemalige Schmugglerhöhlen für die wir leider keine Zeit hatten um sie zu erkunden. Auch die darauf folgenden Ruinen einer alten Siedlung ließen wir links liegen und schlängelten uns immer weiter den Pfad entlang. Etliche Auf- und Abstiege später landeten wir in einem Militärgelände, das zum Glück an diesem Tag nicht genutzt wurde, denn sonst muss es weitläufig umgangen werden. Nach 42 Kilometern und 1.000 hm fanden wir endlich einen Campingplatz und krabbelten hundemüde ins Zelt. Den ganzen Tag fanden wir keine einzige geeignete Stelle zum wildcampen.
Zum Aufstehen schien schon die Sonne und unsere Stimmung besserte sich merklich. Um 10 Uhr freuten wir uns schon auf ein Restaurant, doch es hatte natürlich noch geschlossen. Nachdem wir dann auch noch den halben Tag auf Straßen um und durch den Ort Weymouth geleitet wurden, ist am Abend auf dem nächsten Campingplatz die Stimmung schon nicht mehr so gut.
Auch heute Morgen schien die Sonne und nach einer ruhigen Nacht freuten wir uns auf die kommende Etappe. Nach kurzer Zeit landeten wir allerdings in Brombeersträuchern um die wir nicht herum gehen konnten. Nach einer kleinen Durschlageübung führte der Pfad auf einem schmalen Weg um viele Ortschaften herum. Links und rechts säumten 2 Meter hohe Dornen- und Brombeersträucher den Pfad auf dem man die Wahl zwischen knöcheltiefem Schlamm oder verpackter Hundescheiße als Tritthilfen hatte. Dazwischen gab es aber auch immer mal wieder einen schönen Ausblick auf die Küste und neue Campingplätze. Ein weiteres Militärgelände später, bei dem es mitten durch die Schießanlage ging, führte der Pfad dann endlich mal wieder an der Küste entlang. Viele Kilometer Strand später, welcher eher der Bezeichnung Kiesbett gerecht wurde, landeten wir wieder auf einem Campingplatz. Auf diesem wird nur nach Vorschrift gezeltet und so glaubte man uns nicht, dass wir zu Fuß da waren. Der Pfad führte zwar mitten durch den Campingplatz hindurch aber ihre Plätze sind nur für richtig herum geparkte Autos ausgeschrieben, die Möglichkeit ohne Auto gibt es in ihren Regularien so nicht. Ansonsten war der Platz aber wirklich sehr schön und ordentlich.
An diesem Morgen freuten wir uns auf ein Frühstück in einem größeren Ort, in dem wir auch unsere Lebensmittel aufstocken wollten und gingen dafür extra später los. Doch auch um 9 Uhr hatte keines der zahlreichen Breakfast Restaurants geöffnet, der kleine Supermarkt floppte auch und so zogen wir hungrig weiter um kurz darauf in einer Umleitung zu landen. Auf Straßen und über einen Golfplatz führte uns diese nach einigen Kilometern wieder auf den SWCP zurück, nur um nach wenigen Metern auf die Nächste zu verweisen. Hier war der Pfad schon seit zwei Jahren abgebrochen und wir mussten viele Kilometer Straße nach Lyme Regis hinter uns bringen. Ein Pärchen mit Hund das diesen Abschnitt mit uns als Tagesausflug machte, meint nur grummelnd „der SWCP mag keine Wanderer“. Im völlig überlaufenen Ort angekommen, gönnten wir uns eine fischige Portion Pommes und freuten uns auf den nächsten Abschnitt. Laut Beschreibung würde es stundenlang durch wunderschöne Küstenwäldchen gehen… Am Ortsausgang dann ein Schild: „Die kommenden 10 Kilometer sind wegen eines winzigen Abbruchs am Weg seit 2014 komplett gesperrt! Man könne zurück zum Ortseingang und dort den Bus nehmen um nach Seaton zu fahren oder eine 14 Kilometer lange, nicht ausgeschilderte Umleitung über die Straßen im Inland nehmen.“ UNS REICHTS! Wir hatten keinen Bock mehr. Wir latschten die Straße acht Kilometer entlang, um an einem völlig überteuerten Campingplatz den Tag zu beenden.
„Never quit on a bad day!“ und so beschlossen wir uns ein Auto zu mieten um eine Nacht in einem Motel zu schlafen, einzukaufen und in Ruhe nachzudenken. Wir konnten den Mietwagen vom WLAN am Campingplatz buchen und auch die Busfahrt zum Bahnhof klappte noch. Doch die Mietwagenfirma zu erreichen, dass sie uns am verabredeten Platz abholen könnten, wollte einfach nicht klappen. Kein Handyempfang, der Münzsprecher spuckte alle Münzen wieder aus und die MasterCard wurde auch nicht akzeptiert. Nachdem uns dann ein netter Herr doch noch helfen konnte stellte sich heraus, dass alle Motels der Region ausgebucht waren und so landeten wir, diesmal mit Auto, wieder auf dem Campingplatz mit Vorschrift. Mit Auto kostete der gleiche Platz dann auch mal eben das Dreifache, immerhin parkte es ja nun neben unserem Zelt!
Und so sollte der Urlaub weiter gehen? – NEIN
Zwei Tage später waren wir auf dem Heimflug, gingen ins Reisebüro, tauschten Rucksack gegen Reisetasche und saßen weitere zwei Tage später wieder im Flieger. Dieses Mal nach Gran Canaria.
Hier verbrachten wir die letzten beiden Wochen unseres Urlaubs im Warmen, mit täglichen Wanderungen und Geocaching im Inland.