Es hatte 4 Grad und ordentlich Wind, als wir aus dem Auto kletterten. Je höher wir stiegen um so kälter und stürmischer wurde es. Gegen 11 Uhr sahen wir zwei Hiker am Boden sitzen: „Welcome to North Carolina“ schallte es uns entgegen. Zweiter Bundesstaat am fünften Tag auf dem Trail erledigt! Wir holten uns fast Erfrierungen als wir Wasser filterten, es wurde immer kälter, die Anstiege immer steiler und erst um 13 Uhr fanden wir den ersten windgeschützten Platz für einen kurzen Halt.
Um 15 Uhr kamen wir an einen einigermaßen geschützten Parkplatz, an dem ein Hiker schon anfing Feuer zu machen. Was für eine Wohltat, hatten wir doch kurz vorher schon beschlossen auch hier zu bleiben und nun brannte sogar schon ein Feuer. Etliche Hiker kamen noch, einige blieben, einige zogen tatsächlich weiter um am nächsten ungeschützten Shelter im Sturm zu übernachten. Wir hatten einen lustigen Abend mit 6 anderen Hikern und einer hatte eine alte Karte von 1976 in der der alte AT eingezeichnet war. Er würde ihn uns morgen zeigen, falls wir auch keine Lust hätten auf der Ridge am nächsten Tag entlang zu laufen… 6 Meilen statt 20 auf einem noch intakten alten AT den wir nicht kennen? … was für eine Frage!
Wir bereuten es nicht! Nach einer eiskalten Nacht bei -2 C, mit Graupelschauern und dem ständigen Stumgeheul in den höheren Lagen, zeigte er uns am nächsten Morgen den Weg. Ein wunderschöner Pfad am Bach entlang, die Sonne kam raus und wir liefen windgeschützt durchs Tal während oben der Wind tobte.
(Bild 1 zeigt grob in gelb den alten AT, rot den heutigen AT)
Zurück auf dem heutigen Trail verabschiedeten wir uns von ihm, er würde am nächsten Tag in die Stadt gehen. Den restlichen Tag schien die Sonne, aber warm wurde es trotzdem nicht. Die Nacht verbrachten wir an einem Picknickplatz der zum Glück von vielen Bäumen umrundet war und etwas Schutz vor dem Wind gab. Es wurden -6C!
Da gefühlt keiner außer uns den Platz fand, hatten wir eine ruhige Nacht und als wir am nächsten Morgen aufstiegen, wurde es mit jedem Meter kälter. 9 Uhr passierten wir einen völlig überfüllten Zeltplatz auf dem sich nur wenig regte. Die Nacht war sicher nicht angenehm hier oben. Überall Graupel und aus dem Boden am Weg drückte sich das Wasser in gefrorenen Stängeln heraus! Selbst um 11 Uhr fanden wir noch Hiker in ihren Zelten vor, die lieber nicht aus ihren Schlafsäcken wollten.
Der blaue Himmel auf den Bildern täuscht, es war unglaublich kalt! Dafür gab es unterwegs was zu feiern! Die ersten 500 Meilen unseres gesamten Trails sind geschafft 😀.
… und wie das mit Trailmagic eben so ist, sie kommt dann wenn man sie nicht erwartet und dringend braucht! Die Green Mountain Brigade der Royal Rangers musste uns nicht lange bequatschen um für die Nacht zu bleiben. Eine kleine Zeltstadt im Stil des 18. Jahrhunderts mitten im Wald. Gekocht wurde über dem offenen Feuer und ein beheiztes Zelt für Hiker die bleiben wollten gab es auch noch! Chilli, Gemüseeintopf, Obst, heiße Schokolade, Kaffee, kalte Getränke, Brot, Würstchen und Käsekuchen aus dem Dutchofen mit heißen Blaubeeren… Im Laufe des Nachmittags kamen nach und nach die Hiker an, die dann doch noch aus ihren Zelten gekrochen waren, doch die meisten zogen irgendwann weiter. Nach 10h, vielen spannenden Gesprächen und neuen Freunden vielen wir ausgeräuchert ins beheizte Zelt.
Als wir am nächsten Morgen aufstanden brannte schon ein Feuer und einer unserer neuen Freunde (sein Sohn lebt in Möhringen 😉 ), war extra aufgestand damit wir uns im warmen verabschieden konnten.
30 Minuten später kamen wir am überfüllten Shelter vorbei zu dem die meisten Hiker am Vortag noch aufgestiegen waren, sie hatten eine weitere kalte Nacht hinter sich. Doch es herrschte schon Aufbruchstimmung, denn das Nantahala Outdoorcenter war nur 13 Meilen entfernt.
Pünktlich zum Mittagessen waren wir im Restaurant und gönnten uns für 60$ eine abgeratzte Unterkunft ohne direktes Klo oder Dusche, die seit unserem Besuch vor 11 Jahren keine merkliche Renovierung erlebt hat.
Hallo, ihr tapferen Kletterer. Was ihr so alles erlebt. Allein im Zelt schlafen ist für mich undenkbar, dazu nehmt ihr noch weite Strecken auf euch, nur um irgendwo euer Haupt hinzulegen, damit ihr am nächsten Tag wie geplant ein Stück weiter kommt.. Ist mit den Füßen alles in Ordnung? Ich wünsche euch weiterhin gute Strecken, nette Menschen, schöne Erlebnisse und gutes Vorwärtskommen. Ich freue mich schon auf den nächsten Bericht. Weiter so!
Ich hätte nicht gedacht,dass euch der AT beim 2.mal noch so viel Neues bietet: Trailmagic der ganz besonderen Art,Käsekuchen aus dem Dutchoven,neue alte Wege,Eiszapfen-die verkehrt herum wachsen und soo viel kaltes Wetter!Bin gespannt,wie sich das weiter entwickelt!!
Ihr seid hart im Nehmen es kann nur besser werden hoffentlich ist der alte weg was und nicht total verwildert aber alle sind eine eingeschworene Gemeinschaft richtig schön lauft weiter gut holt euch keine Frost Beulen